Mehr als nur Massentourismus
Kreuzfahrten stehen oft in der Kritik, insbesondere im Zusammenhang mit dem Massentourismus. Ein häufig geäußerter Vorwurf lautet, dass Kreuzfahrttouristen kaum wirtschaftliche Relevanz für die regionale Wirtschaft der angelaufenen Häfen hätten. Tatsächlich sieht die Realität jedoch anders aus. Die wirtschaftlichen Effekte eines Kreuzfahrtschiffanlaufs sind vielfältig und betreffen weit mehr als nur den direkten Tourismus. Ein Blick auf die anfallenden Gebühren und weiteren finanziellen Aspekte zeigt, welchen Einfluss Kreuzfahrtschiffe auf die Hafenstädte haben.
Gebührenstruktur bei einem Kreuzfahrtanlauf – Beispiel Hamburg
Jeder Hafen erhebt eine Reihe von Gebühren für Kreuzfahrtschiffe, die sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammensetzen. Dazu gehören unter anderem:
- Liegegebühren (Terminal Basic Fee, Terminal Fee)
- Lotsenkosten
- Schlepperdienste
- Passagiergebühren (Terminal Occupancy Fee)
- Zusätzliche Kosten für Hafendienstleistungen
Um dies anschaulich zu machen, werfen wir einen genaueren Blick auf die Gebührenstruktur am Beispiel des Hamburger Hafens. Auch wenn aktuelle Zahlen schwer zu finden sind, gibt es eine Berechnung aus dem Jahr 2017, basierend auf einem Artikel der Süddeutschen Zeitung.
Beispielrechnung: MSC Fantasia (BRZ 137.936)
- Terminal Basic Fee: 0,2325 Cent pro BRZ und Anlauftag
-> 137.936 BRZ * 0,002325 = 32.883 € pro Tag - Terminal Fee: 3,25 € pro 100 BRZ
-> (137.936 / 100) * 3,25 = 4.500 € pro Tag - Passagiergebühren (Terminal Occupancy Fee): 6,60 € pro Passagier
-> Bei 3.974 Passagieren: 26.400 € pro Tag
Dazu kommen noch die Lotsen- und Schlepperkosten. In Hamburg sind aufgrund der Elbe als tideabhängiger Wasserstraße mindestens drei verschiedene Lotsen erforderlich, deren Kosten individuell variieren. Auch Schlepperdienste können je nach Wetterlage oder Schiffsgröße erforderlich sein.
Zusätzliche wirtschaftliche Effekte
Neben den direkten Hafengebühren generiert ein Kreuzfahrtschiff weitere Einnahmen für den Hafenstandort:
- Einkäufe und Proviantaufnahme: Große Kreuzfahrtschiffe müssen regelmäßig Lebensmittel und andere Vorräte nachfüllen. Diese Waren werden oft lokal oder zumindest regional beschafft.
- Treibstoffkosten: Viele Kreuzfahrtschiffe bunkern Treibstoff in den angelaufenen Häfen, was ebenfalls zu erheblichen Umsätzen führt.
- Landstromnutzung: Moderne Kreuzfahrtschiffe können Landstrom beziehen, was insbesondere in Häfen mit strengen Umweltauflagen gefördert wird. Dies bringt zusätzliche Einnahmen für die Stadtwerke oder den Hafenbetreiber.
- Arbeitsplätze: Nicht nur Hafenmitarbeiter profitieren vom Kreuzfahrtbetrieb, sondern auch Zulieferer, Reinigungskräfte, Sicherheitsdienste und viele weitere Dienstleister.
Fazit
Der wirtschaftliche Einfluss eines Kreuzfahrtschiffs auf eine Hafenstadt ist erheblich und geht weit über den direkten Tourismus hinaus. Hamburg, als einer der wichtigsten Kreuzfahrthäfen Deutschlands, generiert durch Anläufe nicht nur Einnahmen aus Hafengebühren, sondern auch aus Versorgung, Infrastruktur und Dienstleistungen. Während Kritiker oft die negativen Seiten des Kreuzfahrttourismus betonen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass dieser Sektor für viele Hafenstädte eine bedeutende wirtschaftliche Rolle spielt.