„Der Unsinkbare Heizer“

Arthur John Priest war kein gewöhnlicher Mann. Geboren am 31. August 1887 in Southampton, England, begann sein Leben als einfacher Heizer auf Dampfschiffen, doch sein Name wurde weltweit bekannt, als er nicht nur ein, sondern mehrere der schlimmsten Schiffsunglücke seiner Zeit überlebte. Vom dramatischen Untergang der RMS Titanic bis zum Angriff auf die SS Donegal überstand Priest Katastrophen, die viele Menschen das Leben kosteten – und das in Zeiten, als das Schicksal eines jeden Seeleuten oft vom rauen Meer und den mechanischen Maschinen abhing, die sie bedienten. Aber trotz der wiederholten Nähe zum Tod, überlebte Arthur John Priest immer wieder und erlangte so den Spitznamen „Der unsinkbare Heizer“.
Frühes Leben und Karriere
Arthur John Priest wurde in Southampton geboren, einer Stadt, die zu dieser Zeit eine der größten Hafenstädte Englands war. Schon in jungen Jahren interessierte er sich für die Schifffahrt und trat der Royal Navy bei, wo er als Heizer arbeitete. Heizers waren die Arbeiter in den Maschinenräumen der Schiffe, die unaufhörlich Kohlen in die Kessel schaufelten, um die Dampfkessel zu befeuern, die die Schiffe antrieben. Es war harte, gefährliche Arbeit, oft unter extremen Bedingungen.
Die „Black Gang“ – Eine gefährliche Aufgabe
Priest war Teil der sogenannten „Black Gang“, einer Gruppe von Arbeitern, die in den Maschinenräumen der Dampfschiffe tätig waren. Der Name stammt von der schwarzen Kohle, die sie ständig schaufelten und der Staub, der in die Luft stieg. Diese Arbeit war körperlich erschöpfend und gefährlich, da die Maschinenräume überhitzt waren und es ständig das Risiko von Explosionen und Bränden gab. Aber für Priest war es auch eine Möglichkeit, sich einen Platz auf den größten Passagierschiffen seiner Zeit zu verdienen.
Der Untergang der RMS Titanic

Im April 1912 war Arthur John Priest Teil der Besatzung der RMS Titanic, des damals größten und luxuriösesten Passagierschiffes der Welt. Die Titanic war nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein Symbol für den Fortschritt und den unaufhaltsamen Fortschritt der menschlichen Ingenieurskunst. Doch in der Nacht des 14. auf den 15. April 1912 kollidierte die Titanic mit einem Eisberg und sank innerhalb weniger Stunden.
Eine dramatische Rettung
Arthur John Priest befand sich zu dieser Zeit in den Maschinenräumen des Schiffes, als der Aufprall des Eisbergs das Schiff schwer beschädigte. Trotz des Chaos, das sich an Deck abspielte, und der Panik unter den Passagieren blieb Priest ruhig und versuchte, sich und seine Kollegen in Sicherheit zu bringen. Als das Schiff begann zu sinken, gelang es ihm, in einem Rettungsboot zu entkommen.
Seine Überlebensgeschichte ist besonders bemerkenswert, da er bei der Rettung Verletzungen erlitten hatte – darunter Erfrierungen und eine Beinverletzung. Diese Verletzungen setzten ihm zu, doch er war einer der wenigen, die die Katastrophe überlebten.

Der Überlebende der Britannic
Nur vier Jahre nach der Titanic-Katastrophe fand sich Arthur John Priest wieder in einer anderen ähnlichen Situation. 1916 trat er als Heizer auf der HMHS Britannic an, einem Schwester-Schiff der Titanic, das als Hospitalschiff umgebaut worden war. Am 21. November 1916, während des Ersten Weltkriegs, traf das Schiff auf eine Mine, die von einem deutschen U-Boot gelegt worden war.
Der dramatische Untergang
Die Britannic sank nicht so schnell wie die Titanic, aber sie wurde dennoch schwer beschädigt. Priests Leben war erneut in Gefahr, als er, wie schon bei der Titanic, das Schiff verließ, während es ins Meer stürzte. Diesmal jedoch war die Rettung noch dramatischer: Priest sprang in das Wasser und entging nur knapp den Schiffsschrauben, die sich unaufhörlich drehten und nahe an ihm vorbeiglitten.
Die Überlebenden der Britannic-Katastrophe wurden nach dem Untergang des Schiffes gerettet, aber auch dieses Mal hatte Priest den Tod nur um Haaresbreite entkommen. Er war einer der wenigen, die aus dieser Katastrophe als Überlebende hervorgingen.
Die SS Donegal – Ein weiteres Unglück
Nach der Britannic war es Arthur John Priest nicht vergönnt, sich in Sicherheit zu wiegen. 1917 trat er auf die SS Donegal, ein weiteres Passagierschiff der britischen Royal Navy. Auch dieses Schiff wurde von einem deutschen U-Boot torpediert, als es auf einem Verwundetentransport von Frankreich nach England unterwegs war.
Das wiederholte Überleben
Erneut stand Priest dem Tod gegenüber. Doch trotz der Explosionswellen und der zerstörerischen Gewalt des Torpedos überlebte er und konnte sich erneut retten. Auch dieses Mal zeigte sich, dass der „unsinkbare Heizer“ eine nahezu unerschütterliche Fähigkeit hatte, sich aus den gefährlichsten Situationen zu befreien.
Doch nach der Katastrophe auf der SS Donegal gab Priest an, dass er nicht länger in See stechen wolle. Kein Kapitän wollte ihn mehr an Bord nehmen, da sie glaubten, dass er „verflucht“ sei. Priest zog sich daraufhin aus dem aktiven Dienst zurück und führte ein ruhigeres Leben in Southampton. Fortan arbeitete Arthur John Priest als Straßenbahnfahrer in Southampton.
Das Ende eines außergewöhnlichen Lebens
Arthur John Priest starb am 11. Februar 1937 im Alter von 49 Jahren. Wie die Ironie so spielt starb Arthur John Priest nicht bei einem Unfall, sondern an einer einfachen Lungenentzündung. Er wurde auf dem Hollybrook Cemetery in Southampton beigesetzt, und sein Tod war das Ende einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte.
Sein Leben war geprägt von unglaublichen Überlebensgeschichten, die nicht nur die Gefährlichkeit seiner Arbeit widerspiegeln, sondern auch den unbeugsamen Willen eines Mannes, dem das Schicksal immer wieder den Tod vor die Füße warf. Doch trotz seiner vielen Überlebensgeschichten blieb Priest bescheiden und zog sich nach seiner Rückkehr aus dem Seefahrtsdienst weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück.

Fazit
Arthur John Priest, der „unsinkbare Heizer“, bleibt ein Symbol für menschliche Ausdauer und Überlebenswillen. Seine Geschichte ist eine der außergewöhnlichsten in der Geschichte der Seefahrt und zeigt, wie der menschliche Geist und Körper selbst in den extremsten Situationen standhalten kann. Obwohl er durch mehrere Katastrophen ging und immer wieder der Tod ihm entglitt, blieb er bis zu seinem Tod ein zurückhaltender Mann, der nie viel Aufhebens um seine Heldentaten machte.
Sein Erbe lebt jedoch weiter, nicht nur als eine der bekanntesten Überlebensgeschichten der Titanic, sondern auch als Erinnerung daran, wie der menschliche Überlebenswille selbst unter den schlimmsten Umständen triumphieren kann.