Lichterglanz über den Fleeten, historische Dampfer im Mondschein und Geschichten von Seefahrt, Aufbruch und Abenteuer: Die Lange Nacht der Museen 2025 hat Hamburg einmal mehr in ein faszinierendes Kulturmeer verwandelt.
Am 26. April öffneten mehr als 50 Museen bis tief in die Nacht ihre Türen. Für mich als Kreuzfahrtblogger und maritim begeisterten Menschen war natürlich sofort klar: Meine Tour würde sich ganz um die Seefahrt drehen. In diesem Beitrag nehme ich euch mit auf meine persönliche Reise durch drei Highlights der Nacht: das Internationale Maritime Museum, das Hafenmuseum Hamburg – und die bewegende Ballinstadt.
Internationales Maritimes Museum

Den Tag über habe ich schon in der Hafen City in der neuen Westfield Mall verbracht. Hier lag heute das erste Schiff am neuen Kreuzfahrtterminal Hafen City an. Das Internationale Maritime Museum war nur ein Katzensprung entfernt, nahe der historischen Speicherstadt. Mit ihren roten Backsteinfassaden, die sich im Wasser der Fleete spiegeln ist die Speicherstadt immer einen Ausflug Wert und selbst ein lebendiges Museum zwischen alt und neu.
Im imposanten Kaispeicher B, Hamburgs ältestem noch erhaltenen Speicherbau (erbaut 1878/79), wartete dann das Herzstück der maritimen Welt auf mich: Über 40.000 Exponate, gesammelt über Jahrzehnte, erzählen hier die Geschichte der Seefahrt von den ersten Einbäumen bis zu den Hightech-Kreuzfahrtschiffen unserer Zeit.

Im Eingangsbereich begrüßte mich nicht nur eine überaus unfreundliche Sicherheitskraft, sondern auch ein überdimensionales Schiffsmodell – ein Vorgeschmack auf das, was mich erwartete. Die Sicherheitskraft jedoch ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden und hat mich recht unfreundlich aufgefordert, meinen Rucksack gefälligst wegzuschließen. Ist natürlich verständlich, aber das geht freundlicher. Nur hatte ich leider kein Kleingeld und so musste ich ein Coin von der Kasse leihen. Von dieser Unfreundlichkeit ließ ich mich nicht weiter stören und so tauchte ich Deck um Deck (insgesamt neun Etagen!) tiefer in die Welt der Seefahrer ein.

Besonders faszinierend fand ich die Sammlung historischer Schiffsmodelle vom liebevoll geschnitzten Handelsschiff bis zum modernen Passagierdampfer. Jedes Modell war ein kleines Kunstwerk. Auf einem Deck gab es einen imposanten Überblick über die maritime Ausrüstung und originaler Uniformen längst vergangener Epochen. Eine Ausstellung über die Geschichte der Passagierschifffahrt war für mich natürlich sehr Interessant. Hier konnte ich miterleben, wie aus einfachen Atlantiküberquerungen luxuriöse Vergnügungsreisen entstanden
Ganz besondere Ausstellungsstücke waren für mich die Modelle der Queen Mary 2 und der Titanic 2 der ikonischsten Schiffe der Welt. Nach gut zwei Stunden hätte ich locker noch doppelt so viel Zeit im Museum verbringen können. Aber die Nacht war jung, und mein nächstes Ziel wartete schon.
Hafenmuseum Hamburg
Mit dem Shuttlebus, übrigens ein sehr praktisches Angebot der Langen Nacht, ging es weiter Richtung Hafenmuseum. Wir wurden mit einem 80er Jahre Museumsbus hingefahren. Hier, zwischen historischen Kränen, alten Schuppen und rostigen Eisenbahnschienen, liegt das Hafenmuseum Hamburg, ein echter Geheimtipp für alle, die den Hafen nicht nur sehen, sondern spüren möchten.

Die die alten Hafenkräne zeichneten sich dunkel gegen den Himmel ab, und hier und da hörte man das dumpfe Tuten eines Schiffshorns der historischen Schiffe. Mein eigentlicher Plan war es, an Bord der frisch restaurierten Viermastbark Peking zu gehen, die majestätisch am Kai lag.
Doch leider war die Warteschlange enorm lang – offenbar hatten viele dieselbe Idee. Schweren Herzens entschied ich mich dagegen. Aber auch ohne die Peking wurde mein Besuch im Hafenmuseum ein echtes Erlebnis. Ich bewunderte die gewaltigen historischen Lastenkräne, die in der Dunkelheit fast lebendig wirkten. Unter einem der Lastenkräne wurden vor Publikum Metallschäkel geschmiedet. Schäkel sind „hufeisenförmigen“ Metallteile, mit denen Segel (z. B. an den Stagreitern, an der Halshornplatte, am Schothorn oder an Blöcken) befestigt werden.
Danach streifte ich noch durch die alten Lagerhäuser, in denen der Duft von Teer, Holz und Salz die Vergangenheit lebendig hielt, und lauschte den spannenden Geschichten der Museumsführer, viele davon selbst mit Hafenvergangenheit – ihre Leidenschaft war ansteckend.

Nach dem ich das Museum erkundet habe, habe ich mir noch an einem der Street Food Wagen ein Fischbrötchen gegönnt. Anschließend ging es weiter auf die Veddel zur Ballinstadt, dem Auswanderermuseum.
Ballinstadt
Als letzten Programmpunkt für die Nacht wählte ich die Ballinstadt, das beeindruckende Auswanderermuseum auf der Veddel. Ein Kontrast zu den vorherigen Stationen und gerade deshalb so bewegend. In der Ballinstadt geht es nicht nur um Schiffe, sondern vor allem um Menschen: Millionen Auswanderer, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert Hamburg als Sprungbrett in ein neues Leben nutzten.

Auch Teile meiner Familie sind in den 1920er Jahren nach Amerika ausgewandert. Ihr Startpunkt hier in den Hallen der Ballinstadt. Auf der SS Westfalen für den ersten aus meiner Familie am 29. October 1925 Richtung Amerika.
Die Ausstellung ist emotional und authentisch gestaltet. Originalgetreu rekonstruierte Schlafsäle der Auswanderer, spärlich möbliert erzählen die bewegende Geschichte vieler Auswanderer. Interaktive Stationen ermöglichten es, Auswanderungsrouten nachzuvollziehen. Von Hamburg hinaus in alle Welt. Persönliche Schicksale, erzählt über Briefe, Fotos und Audiostationen, gaben der großen Geschichte ein individuelles Gesicht.

Besonders berührt hat mich die Vorstellung, wie viel Hoffnung, Mut und Verzweiflung in jedem einzelnen dieser Aufbrüche steckte. Während wir heute bequem auf Kreuzfahrtschiffen ferne Länder entdecken, war der Weg früher für viele eine lebensverändernde Entscheidung, voller Ungewissheit.
Weitere maritime Highlights der Langen Nacht
Neben meinen drei besuchten Stationen bot die Lange Nacht der Museen noch viele weitere spannende Anlaufpunkte für alle, die sich für das Thema Meer und Hafen begeistern:
- Cap San Diego: Das größte fahrtüchtige Museums-Frachtschiff der Welt öffnete seine Luken für Besucher. Wer wollte, konnte auf eigene Faust Maschinenräume, Laderäume und Brücke erkunden – und bei Livemusik an Deck die Aussicht auf den nächtlichen Hafen genießen.
- Rickmer Rickmers: Die stolze grüne Dreimastbark am Hamburger Hafen lud zu Führungen durch ihre Originalräume ein. Besonders beliebt war der Besuch im Maschinenraum, wo man eindrucksvoll spüren konnte, wieviel Kraft hinter der Fahrt eines solchen Windjammers steckt.
- U-Bootmuseum U-434: Wem nach echter Abenteuerluft zumute war, der konnte das ehemalige sowjetische Spionage-U-Boot U-434 an den Landungsbrücken erkunden – ein enger, düsterer Ort, der erahnen ließ, wie das Leben unter Wasser wirklich war.
Hamburg bei Nacht – ein Erlebnis für alle Sinne
Die Lange Nacht der Museen 2025 war für mich mal wieder eine sehr interessante Erfahrung.
Drei völlig unterschiedliche, aber thematisch verbundene Museen gaben einen umfassenden Einblick in die Welt der Seefahrt. Von der Arbeit im Hafen, über die große weite Welt der Ozeane bis hin zu den persönlichen Geschichten derer, die sich aufmachten, neue Ufer zu erreichen.
Natürlich hätte ich gerne auch die Peking besucht, aber vielleicht ist es auch schön, noch etwas offen zu lassen für meinen nächsten Besuch. Eines steht jedenfalls fest: Hamburg hat in dieser Nacht wieder einmal bewiesen, warum es zu den faszinierendsten Hafenstädten der Welt gehört.
Mein Tipp für euch: Plant bei eurem nächsten Hamburg-Besuch unbedingt einen Abstecher in eines dieser Museen ein – oder kommt zur nächsten Langen Nacht der Museen 2026. Vielleicht entdecken wir dann gemeinsam neue maritime Schätze!