Heute sind Kreuzfahrten eine der sichersten Reiseformen der Welt. Moderne Kreuzfahrtschiffe sind mit hochentwickelten Sicherheitssystemen ausgestattet und unterliegen strengen internationalen Vorschriften. Eines der wichtigsten Regelwerke ist das „International Convention for the Safety of Life at Sea“ (SOLAS). In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Sicherheitsmaßnahmen an Bord von Kreuzfahrtschiffen, die Vorschriften, die durch SOLAS definiert werden, sowie darauf, wie sich die Kreuzfahrtindustrie kontinuierlich weiterentwickelt, um höchste Sicherheitsstandards zu gewährleisten.

Warum ist Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen so wichtig?
Die Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen betrifft nicht nur die Passagiere und Besatzung, sondern auch die Umwelt. Die Ozeane stellen eine anspruchsvolle und gefährliche Umgebung dar, in der extreme Wetterbedingungen, technische Herausforderungen und menschliche Faktoren berücksichtigt werden müssen. Große Mengen an Menschen auf eingeschränktem Raum erfordern präzise Notfallpläne und eine gut ausgebildete Crew.
Herausforderungen auf hoher See gibt es viele. Dazu gehören allen voran unvorhersehbare Wetterbedingungen, wie Stürme oder hohe Wellen. Auch ein Feuer an Bord oder andere Technische Ausfälle müssen bei der Planung und Durchführung von Kreuzfahrten berücksichtigt werden. Menschliches Versagen und gesundheitliche Notfälle müssen ebenso Berücksichtigt finden.
Sicherheit hat demnach oberste Priorität. Kreuzfahrtgesellschaften investieren jährlich Millionen von Euro in neue Technologien, Schulungen und Infrastruktur, um den höchsten Sicherheitsstandards gerecht zu werden. Die Umsetzung internationaler Vorschriften wie SOLAS ist dabei entscheidend.
SOLAS – Das Fundament der Schiffsicherheit
Doch was ist SOLAS?
Die SOLAS-Konvention (Safety of Life at Sea) ist das wichtigste internationale Abkommen zur Sicherheit von Handelsschiffen, einschließlich Kreuzfahrtschiffen. Die erste Version wurde 1914 als Reaktion auf die Titanic Katastrophe verabschiedet und seitdem mehrfach überarbeitet. Seit 1948 ist die Internationale Seeschifffahrtorganisation (IMO) für SOLAS verantwortlich. Seitdem wurde und wird SOLAS immer wieder durch zahlreiche Ergänzungsprotokolle erweitert und geändert.
Auch nach der Costa Concordia Katastrophe 2012 wurde SOLAS durch weitere Sicherheitsprotokolle ergänzt.
Die wichtigsten Regelungen von SOLAS
Schiffskonstruktionen
In SOLAS sind verschiedene Vorschriften zu Stabilität, Wasserdichtigkeit und zum Brandschutz der Schiffe zusammengetragen. Moderne Feuerlöschsysteme, feuerfeste Materialien und Rauchmelder sind essentielle Bestandteile für die Sicherheit an Bord.
Rettungsmittel und Notfallprotokolle
Auch die Anzahl an primären und sekundären Rettungsmitteln sind im SOLAS festgelegt. Heute müssen für mindestens 125% der Personen an Bord primäre Rettungsmittel, wie Rettungsboote und Rettungsinseln bereit stehen. Bei Schiffen über 120m müssen die Rettungsmittel auf beiden Seiten untergebracht sein, sodass im Notfall eine Evakuierung unabhängig von der Schlagseite des Schiffes möglich ist.

Jeder Person muss an Bord eine Rettungsweste zur Verfügung stehen. Zusätzliche Rettungswesten müssen an öffentlichen Orten zur Verfügung stehen. Moderne Schiffe müssen Evakuierungsrutschen oder -treppen für eine schnelle Evakuierung besitzen. Es muss ermöglicht werden, dass schiff innerhalb von 30 Minuten evakuieren zu können.
Die Crew muss regelmäßig an Notfallübungen teilnehmen und speziell geschult werden. Zu Beginn einer Kreuzfahrt muss jeder Gast an einer Sicherheitsübung teilnehmen, um über die sicherheitstechnischen Besonderheiten an Bord in Kenntnis gesetzt zu werden.
Navigation und Kommunikation
Schiffe müssen heute über moderne Radarsysteme, automatische Identifikationssysteme (AIS) und Notfunkgeräte verfügung. Auch die Funkstationen müssen seit der Titanic Katastrophe 24/7 besetzt sein. Alle Schiffe müssen außerdem über den Notfunkstandard GMDSS (Global Maritime Distress and Safety System) zur weltweiten Alarmierung verfügen. Satellitentelefone für den Kontakt mit Rettungsdiensten gehören ebenso zur Ausstattung, wie ein Kill Switch für Lautsprechersysteme um schnell Informationen geben zu können und Ablenkung durch Musik und Entertainment zu vermeiden.
Gefahrenabwehr
Zusätzlich müssen Schutzmaßnahmen gegen Piraterie und Terrorismus etabliert werden. Gerade in gefährdeten Gebieten, wie das Horn von Afrika sind diese Maßnahmen unerlässlich.
Zusatzvorschriften für spezielle Schiffe
Fahrgastfähren müssen strengere Vorschriften für eine schnelle Evakuierung erfüllen.
Expeditionsschiffe in polaren Gebieten müssen außerdem speziell isolierte Rettungsmittel für extreme Wetterlagen mitführen
Notfallübungen und Musterstationen
Wie bereits erwähnt müssen alle Passagiere an einer Notfallübung teilnehmen. Hier lernen sie, wie sie ihre Musterstation erreichen oder wie man die Rettungsweste anlegt. Auch auf welche Signale geachtet werden muss, wird hier geschult. Dir Position der Musterstation steht auf der Bordkarte des Kreuzfahrtgastes und auf der Innenseite der Kabinentür. Hier seht ihr auch, wie ihr Eure Musterstation im Notfall am schnellsten erreicht.
Brandschutzmaßnahmen auf Kreuzfahrtschiffen
Brände gehören zu den größten Risiken an Bord eines Schiffes. Die wichtigsten Präventionsmaßnahmen sind dabei strikte Vorschriften zur Nutzung elektrischer Geräte. So sind in der Regel Bügeleisen, Glätteisen oder Mehrfachsteckdosen mit Kabel verboten. Rauchverbote in Kabinen und Balkonen dienen nicht nur dem Nichtraucherschutz, sondern auch dem Brandschutz. In der Konstruktion müssen außerdem feuerfeste oder sehr schwer entflammbare Materialien benutzt werden.
Im Fall der Fälle müssen Schiffe mit modernen Feuerlöschsystemen wie automatischen Sprinkleranlagen oder CO2-Löschsystemen in Maschinenräumen ausgestattet sein. In den Bordküchen müssen immer Feuerlöschdecken bereitliegen um Brände schnell ersticken zu können. Hier kommt es öfters zu Bränden, als man es eigentlich wissen möchte. Die meisten sind jedoch recht harmlos und schnell erstickt.
Medizinische Versorgung an Bord
Jedes größere Kreuzfahrtschiff verfügt über ein medizinisches Zentrum mit mindestens einem Arzt und mehreren Krankenschwestern. Auch Medikamente für den Notfall müssen bereit liegen. Oft besitzen Schiffe auch über Isolationsräume für infektiöse Patienten oder Intensivüberwachungen. Teilweise sind auch Notfalloperationen möglich.
Empfehlenswert für jeden Reisenden ist eine Reisekrankenversicherung, welche Kreuzfahrten mit abdeckt. Diese gibt es oft für 10-20€ im Jahr und ersparen im Notfall bares Geld. Gewisse Infektionskrankheiten werden aber auch so kostenfrei behandelt. Allgemein ist es aber sinnvoll eine kleine Reiseapotheke mit dabei zu haben.
Kreuzfahrtschiffe sind außerdem mit Defibrillatoren, Sauerstoffflaschen und Blutdruckmessgeräten ausgestattet. In schweren Fällen kann ein Passagier per Hubschrauber evakuiert werden.
Sicherheit bei Landgängen
Auch für die Sicherheit bei Landgängen müssen Kreuzfahrtreedereien vorsorgen. So müssen bei Bedarf Ausweisdokumente gecheckt werden. In unsicheren Gebieten erfolgt außerdem ein Sicherheitsbriefing zu lokalen Risiken. Teilweise finden auch Einreisekontrollen durch lokale Behörden statt. Bei der Rückkehr zum Schiff finden in der Regel, wie bei der Einschiffung Sicherheitskontrollen statt. Passagiere sollten den Sicherheitsanweisungen der Crew und der lokalen Behörden immer Folge leisten und am besten offizielle Transportmittel nutzen.
Verbindlichkeiten
Die genauen Anforderungen von SOLAS werden regelmäßig von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO)aktualisiert, um neue Sicherheitsstandards zu integrieren. Die Mitgliedsstaaten der IMO sind an das SOLAS-Übereinkommen gebunden und müssen neue Ergänzungen und Änderungen umsetzen. Deutschland ist seit 1959 Mitglied der IMO.
Fazit
Die Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen hat oberste Priorität. Dank internationaler Vorschriften wie SOLAS, moderner Technologie und gut ausgebildeter Crewmitglieder sind Kreuzfahrten heute sicherer denn je. Dennoch bleibt es wichtig, Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich zu verbessern, um den höchsten Standards gerecht zu werden und Passagieren ein sicheres Reiseerlebnis zu ermöglichen. Unfälle und Vorfälle können passieren. Wichtig hierbei ist, aus diesen Unfällen zu lernen um die Schifffahrt immer sicherer zu machen.